EINIGE GEDANKEN…..
…..ÜBER DEN UNGEBROCHENEN EINSATZ VON DEMONSTRANTEN DER DEMOKRATIEBEWEGUNG
Mit enormer Ausdauer und Zähigkeit und auch einem erheblichen Maß an Opferbereitschaft, ist es den Aktivisten und Demonstranten der Demokratiebewegung auch am Wochenende des 28. und 29.8. 2021 gelungen ihren Standpunkt auf die Straßen Berlins zu tragen.
Wie schon am 1.8. sehr deutlich wurde, ist das Herausgehen aus dem Regierungsviertel und dem Großraumgefängnis des Tiergartens, eine kluge und vernünftige Vorgehensweise. Die Propaganda und Hetze der herrschenden Elite zu durchbrechen, gelingt eben auch einfach besser, wenn man sich in den Gegenden bewegt und die Menschen anspricht, die mit dem diktatorischen Elitepack dieses Staates nichts zu tun haben, sondern unter diesem auf den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Ebenen, ebenfalls stark zu leiden haben. Und so hat sich der Eindruck vom 1.8. auch an diesem Wochenende bestätigt und eigentlich sogar noch verstärkt: es gelingt dieser Demokratiebewegung durchaus, die Menschen in den Wohnvierteln und auf der Straße auch zu erreichen.
Es gibt allerdings auch Vorfälle von Aggression gegen diese Demokratiebewegung, aber das ist eher die Ausnahme, zumindest bei den Situationen die wir selbst erlebt haben.
Solche Vorfälle sind aber auch ein Hinweis darauf, dass die Angstpropaganda des kapitalistischen Staatsapparates, aber auch die Propaganda von Pseudolinken, die mit diesem offensichtlich stark verbandelt sind, durchaus eine gewisse Wirkung in Teilen der Bevölkerung erzielt hat. Die Wirkung dieser Propaganda und Hetze wird hier aber gerade ein stückweit durchbrochen, zumindest haben wir den Eindruck.
Wir meinen das anhand der Zustimmung für diese Demokratiebewegung und auch der Kraft und Durchsetzungsfähigkeit, die die Manifestationen dieser Bewegung entfalten, feststellen zu können.
EINIGES ÜBER DIE VORGEHENSWEISE DER DEMONSTRANTEN DER DEMOKRATIEBEWEGUNG
Die Demonstrationskultur der aktuellen Demokratiebewegung, ist schon eine sehr eigene und selbst Menschen aus unserem Kreis, die schon länger die unterschiedlichsten Demonstrationen beobachtet haben, kommen teilweise ins Staunen.
Das absolut herausragende bei solchen Anlässen ist allerdings, diese Demonstranten lassen sich weder durch Verbote abhalten, noch von brutaler Vorgehensweise der Polizei, von der diese Bewegung sehr hart betroffen ist. Die direkte Konfrontation mit dem kapitalistischen Polizeiapparat wird zwar eher sehr selten gesucht, diese ergibt sich in der Regel eher aus dem Vorgehen des Unterdrückungsapparates und findet in der Regel auch in Notwehr statt. Durchbruchsversuche beim Blockieren durch die Polizei, wie am 28.8. an der Lessingbrücke in Moabit, sind eher die Seltenheit. Zumeist suchen sich die Menschen einfach andere Wege und nehmen dabei auch enorme Umwege in Kauf.
Bei einer der vielen Demonstrationen vom 28.8., die in Friedrichshain/Weberwiese begann, dann durch große Teile von Prenzlauer Berg zog, um dann über Teile von Mitte nach Moabit zu ziehen, möchten wir nicht wissen, wie viele Kilometer da heruntergerissen wurden. Die große Demonstration von wahrscheinlich ein paar tausend Menschen, die dann an der Lessingbrücke auf eine massive Blockade der Polizei stieß, teilte sich letzten Endes in drei Teile, links und rechts an der Brücke vorbei und ein Teil wieder zurück - nur nach Hause ging scheinbar niemand.
Ebenfalls war die ganze Zeit zu beobachten, wie sich riesige Menschengruppen teilten, teilweise durch das Vorgehen der Polizei teilweise auch aus für uns unerfindlichen Gründen. Solche Gruppen teilten sich einmal oder auch mehrfach und demonstrierten separat, unbeirrt einfach weiter. Teilweise kamen diese Gruppen auch wieder zusammen, was der Stimmung einen erheblichen Aufschwung verlieh. Das machte die Situation merklich unberechenbarer für den Polizeiapparat.
Und obwohl er immer wieder seine Greiftrupps in die Demonstrationen jagte, scheinbar um sogenannte Rädelsführer teilweise sehr brutal rauszureißen (z.B. einen Menschen mit einer Trommel, bzw. gezielt Menschen die Musik abgespielt haben), bewirkte dies scheinbar eher eine Zunahme der Entschlossenheit, sich das demokratische Recht auf Demonstration nicht nehmen zu lassen.
Und das zieht sich nicht erst seit dem 1.8. und 28./29.8.2021 wie ein roter Faden durch die Haltung so vieler Demonstranten dieser Demokratiebewegung: nämlich für etwas Richtiges und Wichtiges auf die Straße zu gehen und dafür auch Prügel und Schlimmeres zu beziehen.
Denn immerhin hat diese Bewegung ja auch schon einen Toten zu beklagen. Wobei man sich in diesem Staat auch nicht sicher sein kann, ob dies auch tatsächlich das einzige Todesopfer dieser Bewegung war. Im Verschleiern solcher Verbrechen war dieser Staatsapparat ja schon immer ganz groß und die Journaille ist da ja auch oft sehr hilfreich. In diesem Zusammenhang fällt uns immer sofort die Ermordung Benno Ohnesorgs ein, obwohl sich da auch noch weitere Fälle aufzählen ließen.
Zusammenfassend kann man jedenfalls sagen: die Entschlossenheit, diese Form der bürgerlichen Demokratie, wie sie hier zumindest für Teile der Bevölkerung eine gewisse Zeit existierte und die aktuell gerade abgeschafft wird, oder schon gar nicht mehr gilt, wird von dieser Demokratiebewegung recht zäh verteidigt.
DIE POLITISCHE HALTUNG VON MENSCHEN DER DEMOKRATIEBEWEGUNG
Nun kann man ja schwerlich die Gesamthaltung so vieler zehntausend Menschen ergründen. Bei vielen Gallionsfiguren aus der Querdenkenbewegung, fundamentalchristlichen Kreisen, und verschiedenen eher rechts einzuordnender bekannter Gesichtern dieser Bewegung, hätten wir da auch so unsere Bauchschmerzen.
Die diversen Gespräche die wir im Umfeld solcher Demonstrationen führen konnten, ergeben aber bezüglich der Masse der Teilnehmer ein anderes Bild: Frieden, Freiheit und Demokratie sind offensichtlich wichtige Voraussetzungen für das gesellschaftliche Leben dieser Menschen. Nun sind natürlich solche Gespräche mit Einzelnen oder kleineren Gruppen auch nicht sonderlich repräsentativ.
Allerdings ist auch objektiv feststellbar, dass sich im Erscheinungsbild dieser Demonstrationen offen in Erscheinung tretende Rechte, inzwischen sehr rar machen, im Grunde genommen verschwunden sind. Sie waren zwar nie in der Masse präsent, wie dies in der staatlichen und pseudolinken Propaganda immer behauptet wurde, aber leider tatsächlich vorhanden. Das hat sich allerdings erheblich verändert. Zumindest würden wir das mal so festhalten, für die Manifestationen, die in Berlin stattgefunden haben. Und dies wird ja selbst von Journalisten, die sich als sogenannte Experten für Rechtsextremismus begreifen bestätigt.
Stattdessen sind immer häufiger Elemente von linker Politik und Kultur feststellbar, womit sicherlich auch die Entstehung der linken Sammlungsbewegung „Freie Linke“ etwas zu tun hat. Ganz abgesehen davon, dass immer mehr rote Fahnen bei diesen Demonstrationen auftauchen und auch für die Teilnehmer ganz selbstverständlich zum Demonstrationsgeschehen gehören. So sind auch verstärkt linke, bis hin zu revolutionären Liedern zu hören. So wurden beispielsweise in der Demonstration, am Abend des 28.8. vom Leipziger Platz, wie auch in der Demo am 29.08. in Friedrichshain /Prenzlauer Berg, von einer Musikgruppe Lieder wie Bella Ciao und El Pueblo Unido vorgetragen und dies unter großem Beifall eines beträchtlichen Teils der Demonstranten.
In einer der Demonstrationen im Prenzlauer Berg vom 29.8., wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Echte Solidarität statt Impfapartheid“ von der „Freien Linken“ getragen. Des Weiteren wurde die Internationale gesungen. Alles nicht unbedingt Aussagen für starke rechtslastige Demonstrationen. Aber wir wollen hier gar nichts beschönigen, oder verdrehen, von einer linken Bewegung, oder linken Demonstration ist das alles (noch) relativ weit entfernt.
Und auch in den erwähnten Gesprächen, trifft man bezüglich linker Positionen, oftmals auf Skepsis, bis Ablehnung. Insbesondere die Endphase der DDR, unter anderem mit ihrer üblen Unterdrückung und Bespitzelung von großen Teilen der Bevölkerung, hat da tatsächlich ihre Spuren hinterlassen.
Deshalb sind wir auch der Meinung, dass es für oben genannte Skepsis durchaus ein Stückweit eine gewisse Berechtigung gibt.
Einige Kollegen aus Berlin 30.8.2021