EINIGE GEDANKEN…..

 

…..zur Spontan-Demonstration am 09.05.2020, im Zusammenhang mit der

     Kundgebung am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin Mitte

 

Für den 09.05.2020 wurde wieder gegen die sogenannten Corona-Maßnahmen zu 15:30 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg-Platz aufgerufen.

Wieder einmal war es so, dass der Platz mit Gittern abgesperrt war und Polizisten in voller Kampfmontur die Zufahrten zusätzlich sicherten.

 

Viele Menschen strömten einzeln oder in kleinen Gruppen vom Alexanderplatz in die Memhardstr., wo sich viele Leute sammelten. Von da aus zogen einige Leute weiter durch die Seitenstraßen Richtung Rosa-Luxemburg-Platz bis zu den Absperrungen. Da waren einige hundert Leute, oder mehr, in diesem gesamten Bereich unterwegs.

 

An der Kreuzung Memhardstr./Rosa-Luxemburg-Str. sammelten sich immer wieder größere Menschengruppen und riefen: „Freiheit, Freiheit“, „Widerstand“ oder „Wir sind das Volk“. Die Stimmung war dort mehrmals so angespannt, dass die Polizei zusätzlich zu den auf beiden Straßenseiten postierten Polizeieinheiten, in Kampfmontur mit aufgesetzten Helmen, eine Hundestaffel auffahren ließ.

 

Gegen ca. 16:00 Uhr geschah etwas Eigenartiges: die komplette Polizeieinheit der einen Straßenseite rannte plötzlich los um die Ecke, in die Rosa-Luxemburg-Str. in Richtung Dircksenstraße. Das sah aus, als hätten die einen Einsatz dort - da war aber gar nichts los. Zeitgleich zogen sich die Polizeikräfte der anderen Straßenseite ein wenig in Richtung Karl-Liebknecht-Str. zurück (die Hundestaffel war zu diesem Zeitpunkt schon entfernt). Und genau diese Lücke nutzten nun die Protestierenden und sammelten sich blitzschnell zu einer Spontandemo, Richtung Alexanderplatz. Hier wieder laute Rufe („Freiheit, Freiheit“, „Widerstand“ oder „Wir sind das Volk“). Von der kämpferischen Stimmung und den Parolen, erinnerte das an die letzten Tage der DDR, als die Menschen gegen die dortigen Verhältnisse aufstanden. Dies äußerten auch mehrere Teilnehmer der Demo.

 

Der erste Versuch der Polizei, die Demo an der Karl-Liebknecht-Str. zu stoppen misslang an der Vehemenz der Protestler. Und auch der zweite Versuch, an der Unterführung, Richtung Burger King/Alexanderplatz, gelang erst, als sich der größte Teil schon auf dem Alexanderplatz befand.

Auf dem Alexanderplatz waren es locker über 1.000 Menschen, die dort protestierten. Hinzu kamen bestimmt noch einmal genauso viele, die nur zum Shoppen oder flanieren dort waren.

 

Die Zusammensetzung war sehr durchmischt: Neben „Normalbevölkerung“ auch einige Spinner, vielleicht auch Rechte und Linke, aber durchaus viele Menschen, die wütend über die hier herrschenden Bedingungen sind.

 

Die Polizei hatte inzwischen zusätzliche Einheiten auf dem Alexanderplatz postiert und nahm immer wieder einzelne Menschen fest. - meistens unter Gegenwehr der Protestierenden. Teilweise so bedrohlich für die Polizeieinheiten, dass sie sich nur mit dem versprühen von Pfefferspray retten konnte. In Richtung Polizei wurde oft „Volksverräter“ oder „Schämt euch“ gerufen.

 

Fazit:

Wir haben schon den Eindruck gewonnen, dass sich an diesem Protest überwiegend Menschen beteiligt haben, die ein Problem mit der staatlich verordneten Willkür haben, bzw. die sich von den Widersprüchen bezüglich der Coronamaßnahmen verarscht fühlen. Dies äußerte sich insbesondere in den „Freiheit“ – Rufen.

Von der Zusammensetzung war dies stark gemischt, sozusagen ein Schnitt der Bevölkerung. Auch Menschen anderer Herkunft bzw. Hautfarbe haben sich an den Protesten beteiligt und riefen ebenfalls „Wir sind das Volk“.  Insgesamt scheinbar viele Menschen, die unbedarft, bzw. unerfahren mit politischen Demonstrationen waren.

 

Die öffentliche Berichterstattung und auch einige sogenannte Linke sprechen nur von Verschwörungstheoretikern, Rechtspopulisten, bzw. Nazis. Manche sprechen gar von einer Nazidemo. Es haben sich mit Sicherheit auch rechte oder sogar Nazis an dem Protest beteiligt, es war aber nicht die Masse. Wir haben weder Naziparolen wahrgenommen, noch haben wir erlebt, dass Menschen anderer Hautfarbe etc. angegriffen wurden. Und auch von den angeblich Linken, die versuchen, dies als Nazidemo erscheinen zu lassen, wurden solche Dinge nicht berichtet. Von daher ist davon auszugehen, dass hier wieder einmal der Versuch unternommen wird, berechtigten Protest zu diskreditieren. Solche Erfahrungen gibt es inzwischen zu Hauf, auch international. Gleiches wurde z.B. auch bei dem berechtigten Kampf unserer französischen Kollegen, mit aufkommen der Gelbwesten versucht.

 

In den letzten Jahren konnten wir beobachten, dass einige sogenannte Linke oft ein Problem mit berechtigten Protesten der Bevölkerung hatten. Bzw. stehen dieser oft überheblich bis belehrend, manchmal sogar feindselig gegenüber, anstatt die Proteste mit Leben und Perspektiven zu füllen.

 

Es bleibt nur zu hoffen, dass diese zurzeit stattfindende Unruhe im ganzen Land ein Startschuss für eine neue solidarische und soziale Bewegung wird. Hierzu ist aber noch einiges an Arbeit notwendig.

 

 

Ellen Dagmar, Thea Rothe, Tom Klare          10.05.2020