EINIGE GEDANKEN…..
…..ÜBER DIE KUNDGEBUNG DES BÜNDNISSES „GENUG IST GENUG“ VOR DER GRÜNEN-ZENTRALE IN BERLIN AM 5.9.2022
Angewidert und empört haben wir diese Kundgebung kurz nach ihrem Beginn wieder verlassen.
Das bedauern wir im Nachhinein, denn die dort gehaltenen Reden und die erhobenen Forderungen, wären unserer Meinung nach tatsächlich geeignet, breitere Teile der Bevölkerung zu erreichen. Wir mussten uns deshalb im Nachhinein den größeren Rest der Kundgebung auf YouTube ansehen (youtube vom 05.09.2022: Live: Demo vor Grünen-Zentrale)
WAS HATTE UNS SO ANGEWIDERT UND EMPÖRT?
Als wir den Kundgebungsort kurz vor Veranstaltungsbeginn erreichten, stellten wir erstmal mit einiger Enttäuschung fest, wie wenige Menschen sich dort bis dahin versammelt hatten. Zwar waren nur 300 Teilnehmer angemeldet, aber wer ein bisschen Gespür hat bezüglich der Stimmung in der Bevölkerung und sich auch noch etwas breiter informiert, dem ist schon bewusst, dass zu einer vernünftig organisierten Kundgebung mit dieser Thematik, eine Beteiligung von Tausenden nicht unbedingt Wunschdenken sein muss. Es sollen letzten Endes angeblich über tausend Teilnehmer gewesen sein. Dies wäre nach eigener Anschauung und den Aussagen weiterer uns verbundener Personen, so wie auch des Filmmaterials, schon sehr wohlwollend gerechnet. Aber selbst tausend Teilnehmer wären in gewisser Weise erbärmlich, wenn man die aktuelle Situation und die Unruhe in weiten Teilen der Bevölkerung betrachtet. So mancher sogenannte Spaziergang bringt solche Zahlen ziemlich regelmäßig zustande. Wenn unsere Einschätzung stimmt, so muss es für diesen mangelnden Zuspruch der Kundgebung ja auch Gründe geben, die wir mal versuchen aus unserer Sicht darzulegen.
Mal abgesehen von der unserer Meinung nach geringen Anzahl an Teilnehmern, welche ja auch schon eine Aussage ist, kam noch hinzu, dass sich Rotten von vorgeblichen Antifaschisten an den Rändern der Kundgebung positioniert hatten. Maskierte Gruppen, die alle Ankommenden sozusagen einer Kontrolle unterzogen. Vorgeblich auf der Suche nach Nazis und Antisemiten, pickten sie sich aber dann doch eher Genossen heraus, welche nicht ihrem Mainstream-Ideal entsprachen und diffamierten und beleidigten sie als Nazis und Antisemiten. Auf Nachfrage nach Belegen für solch schwerwiegende Behauptungen, blieben sie die Antwort schuldig. Allerdings rückte der Fragende für diese Leute auch gleich in die Gruppe der äußerst Verdächtigen auf. Insbesondere Genossen der Freien Linken hatten es diesen Rotten angetan, diese wurden bedrängt und attackiert. Nun kann man ja zur Freien Linken stehen wie man will, wir hätten da auch so einiges an Kritik, diese Genossen aber als Nazis und Antisemiten zu bezeichnen und auch noch anzugreifen ist allerdings ein ungeheuerlicher Vorgang. Verschiedene Umstehende mischten sich in diese Vorgänge ein und kritisierten die vorgeblichen Antifaschisten wegen ihres Verhaltens, leider aber zu wenige. Darüber hinaus bekamen solche vorgeblichen Antifaschisten auch noch Unterstützung durch Teile der Organisationsgruppe der Kundgebung, die Menschen mit Fahnen der Freien Linken von der Kundgebung ausschlossen.
Könnte solch ein Klima, solch eine Vorgehens- und Umgangsweise vielleicht mit ein Grund dafür sein, warum diese Kundgebung eben nicht größer geworden ist? Wir würden dies schon bejahen. Allerdings ist es ja nicht nur dieses Auftreten bedrohlicher Rotten am Rande von Kundgebungen und Demonstrationen, welches sich negativ auswirkt. Es ist ja eine weitverbreitete Haltung innerhalb dessen, was sich hier als Linke versteht, die in der Normalbevölkerung auf Ablehnung bis Gegnerschaft stößt. Dieses fast vollkommene Übernehmen des staatlichen Mainstreams, sei es in sittlichen Fragen, sei es in Energiefragen, sei es in Gesundheitsfragen und den ganzen dekadenten Verhaltensweisen der herrschenden Klasse, führen gerade dazu, dass die Linke im allgemeinen hier derzeit nicht besonders großes Ansehen genießt. Obwohl solche oben genannten Positionen natürlich auch nicht von der gesamten Linken vertreten werden.
Es ist zu begrüßen, dass es hier linke politische Kräfte gibt, welche die sozialen Fragen wieder in den Vordergrund stellen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn möglichst viele Menschen zumindest einen Großteil der gehaltenen Reden an diesem Tag hätten hören können. Aber dann müssen die Organisatoren solcher Manifestationen auch dafür sorgen, dass nicht selbsternannte Hilfspolizei, mit obskuren politischen Zielen, die Macht darüber erhält, wer an solchen Manifestationen teilnehmen kann und wer nicht. So wie das momentan läuft, kann man davon ausgehen, dass schon viele interessierte Menschen im Vorfeld abgeschreckt, abgestoßen werden. Selbst die, welche noch hinfinden zu solchen Veranstaltungen, machen unter Umständen noch vor Ort kehrt, wenn sich ihnen der Anblick eines solchen Szenarios bietet. Unserer Meinung nach ist durch solche Verhaltensweisen schon die doch recht starke Mieterbewegung in Berlin zusammengeschmolzen worden. Das müssen wir in den anstehenden zu lösenden Fragen nicht unbedingt nochmal erleben.
KURZ ZUR KLARSTELLUNG
Diesen Kommentar haben Menschen verfasst, die schon seit Jahrzehnten in antifaschistischer Weise unterwegs sind. Haben Menschen verfasst, die in Quedlinburg und Rostock teilweise nächtelang versucht haben Flüchtlingsheime und Unterkünfte von Vertragsarbeitern der ehemaligen DDR vor Faschisten zu schützen, in Hoyerswerda den Faschisten Grenzen aufgezeigt und mitgeholfen haben gefährdete Menschen zu evakuieren. Diese Menschen haben in ganz Deutschland Tausende von Flugblättern verbreitet, oftmals mit antifaschistischen Inhalten (hier z.B. Broschüre zum Nachlesen). Diese Menschen sind gefangen genommen und vor Gericht gezerrt und bestraft worden. Diese Menschen betrachten sich wohl zu Recht als Antifaschisten, allerdings nicht nur.
Wir haben keinerlei Problem damit, wenn offensichtliche Nazis und andere organisierte Rechte aus Kundgebungen und Demonstrationen hinausbefördert werden. Wir vergießen auch keine Krokodilstränen, wenn ein Faschist mal was auf die Fresse kriegt. Aber was hier diesbezüglich bei Aktivitäten der sogenannten Antifa seit einiger Zeit abläuft, ist ja nur noch irre. Sicher gilt dies nicht für alle, die sich in diesen Kreisen bewegen, aber es sind scheinbar bedenklich viele. Oftmals ist bei Letzteren auch keine fortschrittliche, gesellschaftliche Zielsetzung erkennbar. Stattdessen aber eine Verquickung mit einigen Parteien des kapitalistischen Staatsapparates, die schon nachdenklich machen sollte. Auf alle Fälle käuen sie die Programmatik des kapitalistischen Staatsapparates in verschiedenen Bereichen, teilweise mit regelrechtem Fanatismus wieder. Und das sind dann Leute die darüber entscheiden, welche Menschen an Manifestationen teilnehmen dürfen oder nicht.
FAZIT
Die Frage ist doch, wollen wir möglichst viele Menschen dafür gewinnen, die
Angriffe der herrschenden Klasse, gegen die Mehrheit der Bevölkerung zurückzuschlagen, um mit diesen Menschen auch eine bessere, eine fortschrittliche Gesellschaftsordnung zu erkämpfen? Eigentlich keine Frage, aber die Vorgänge am 5.9.2022 sprechen tatsächlich eine andere Sprache. Und leider war und ist es auch nicht nur an diesem Tag und bei dieser Manifestation ein Problem.
Allerdings ist es in verschiedenen Reden durchaus angerissen worden dieses Thema, auch aus den Reihen der Organisatoren der Kundgebung. Erkenntnis und Einsicht ist also durchaus vorhanden, dann sollte das aber auch umgesetzt werden.
K. Lehmann / Elke Haber / Tom Klare 6.9.2022