EINIGE GEDANKEN…..
….. ÜBER DIE EUROPAHYMNE
ANLÄSSLICH DES JAHRESWECHSELS 2019/2020
Sich als fortschrittlich verstehende Menschen innerhalb der EU, blicken ja nicht selten auf sogenannte Rechtspopulisten und deren Wähler herab und greifen diese vehement wegen ihrer kritischen, bis feindseligen Haltung bezüglich der EU an.
Dies wird an diversen Punkten auch nur zu berechtigt sein, insbesondere bei den Aktivisten solcher Organisationen. Chauvinismus und Nationalismus, welche nicht selten in solchen Kreisen verbreitet sind, sollten auch unbedingt zurückgewiesen werden. Erst recht sollten Tendenzen zurückgewiesen und bekämpft werden, welche vergangene, oder bestehende faschistische Bewegungen relativieren und verharmlosen. Die Verbindung so vieler europäischer Staaten, zu einer politischen und wirtschaftlichen Einheit, ist doch eine Errungenschaft der Völker dieses Raumes. Und die fortschrittlichen Züge und Bestandteile dieses Bündnisses, sollten auf alle Fälle verteidigt und ausgebaut werden.
Aber greift es nicht etwas zu kurz, wenn diese Verbindung im Wesentlichen auf die politische und ökonomische Einheit festgelegt wird?
Der große Dichter und Philosoph Friedrich Schiller und der große Komponist Ludwig van Beethoven, waren doch berührt und beeinflusst, durch eine der größten Eruptionen in der Geschichte der Menschheit - nämlich der französischen Revolution. Dies beeinflusste doch ohne Zweifel ihr Schaffen, hinsichtlich des Textes und der Musik, welche heute unter dem Begriff Europahymne verbreitet wird.
Zum Verständnis an dieser Stelle der Text, welcher zumindest in Deutschland zur Melodie der Hymne gesungen wird:
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur eine Seele
sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
weinend sich aus diesem Bund!
Freude heißt die starke Feder
in der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
in der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
die des Sehers Rohr nicht kennt.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Link: Europahymne (Quelle: www.kms16.at)
Vielleicht sind wir zu naiv. Aber wir haben den Eindruck, dass sowohl aus dem aktuellen Text, sowie aus seinen Vorläufern, sich durchaus die Beschreibung einer klassenlosen, einer solidarischen Gesellschaft, in der die Bedürfnisse aller Menschen befriedigt werden, herauslesen lässt. Sicher, in der damaligen bürgerlichen Begrifflichkeit und mit entsprechender religiöser Färbung, aber doch deutlich und berührend. Und so kommt es häufig dazu, dass Menschen mit Inbrunst diesen Text intonieren. Und wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, es würde nicht auch uns berühren. Oben genannte Menschen intonieren diesen Text oftmals um Rechtspopulisten etwas entgegen zu setzen - gut so.
Aber ist das nicht etwas zu kurz gesprungen? Kann das reichen? Ist denn in dieser EU wirklich alles in einem befriedigenden Bereich?
Wir meinen, eher das Gegenteil ist der Fall. Ein aufgeblasener Politiker- und Beamtenapparat sitzt der europäischen Bevölkerung im Nacken. Zusätzlich zu dem schon aufgeblasenen, oftmals ebenso unfähigen und unwilligen nationalen Apparat, der schon von der arbeitenden Bevölkerung ausgehalten werden muss. Die Irrwege bezüglich des herrschenden und rückwärtsgewandten Ökologieirrsinns, werden von Gremien der EU ja oftmals auf die Spitze getrieben und nicht selten noch halbwegs vernünftige, nationale Regelungen, durch solche Gremien ausgehebelt. Das, was sich aktuell in verschiedenen Staaten der EU bezüglich der Drangsalierung von Landwirten abspielt, ist ein gravierendes Beispiel. Ähnliches findet aber in sehr vielen Bereichen statt, ökonomisch, aber auch gesamtgesellschaftlich. Solche Konstellationen bewirken, dass Millionen von Menschen rechtlos gemacht und in ihrer Existenz bedroht werden.
Und dann wundern sich manche Menschen, dass entsprechende rechtpopulistische Kräfte in Großbritannien, Frankreich, oder Deutschland beispielsweise, Erfolge zu verbuchen haben. Wenn die Auflösung von Nationalstaaten zur Folge hat, dass internationale Kapitalisten, insbesondere die arbeitenden Menschen noch heftiger ausbeuten und sie beiseite schmeißen können, weil an einer anderen Ecke mehr Rendite lockt, dann muss sich niemand darüber wundern, dass rechte politische Elemente stärker werden. Dies gilt umso mehr, da ja nicht wenige sich als links und fortschrittlich verstehende Kräfte, in diversen Fragen, in das gleiche Horn blasen, wie ein Großteil der Kapitalisten und ihr politischer Apparat.
In Frankreich tobt seit über einem Jahr ein heftiger Aufstand arbeitender Menschen, gegen die weitere, erhebliche Verschlechterung ihrer sozialen Bedingungen. Sie werden seit über einem Jahr zusammengeschlagen, teilweise durch Schläge und Schüsse auf das schwerste verletzt, so dass erhebliche körperliche Schäden ihr weiteres Leben begleiten werden. Sie werden mit Tränengas bis zum Kollaps eingenebelt, es gibt Tote und Menschen werden zu hunderten in die Gefängnisse geworfen. Die vorgeblichen demokratischen Rechte, welche diese kapitalistische „Demokratie“ ihren Bürgern angeblich gewährt, sind außer Kraft gesetzt. Wer heute zu einer staats- bzw. kapitalismuskritischen Kundgebung, oder Demonstration geht, muss mit dem Schlimmsten rechnen.
Dies gilt ebenso für die Streikaktionen unserer französischen Kollegen, welche derzeit machtvolle Demonstrationen und Kundgebungen durchführen.
Wo sind da eigentlich unsere inbrünstigen Sänger der Europahymne, wenn in Frankreich uniformierte Schlägerhorden alles von der Straße prügeln, was nicht schnell genug wegkommt, oder in der Lage ist, sich gegen solche Übergriffe zu verteidigen?
Das Gute ist ja, dass der Mensch lernfähig ist. Man hat uns Menschen in diesen Breiten ja eine beträchtliche Zeit relativ schonend behandelt, und manch einer hat wohl auch gedacht, so schlecht sind die Kapitalisten, ist der Kapitalismus ja denn doch nicht. Da findet jetzt in Frankreich eine Schulung der besonderen Art statt und die herrschende Klasse hat ja noch nicht mal alle Folterwerkzeuge ausgepackt.
Wer lernen will, kann lernen. Der Klassenkampf findet in jedem Fall statt, ob wir uns nun dessen bewusst sind, oder nicht. Wir müssten vielleicht auch wieder lernen, nicht nur Rückzugsgefechte und Verteidigungskämpfe zu führen, sondern dieses asoziale, menschenverachtende, kriegstreibende und diktatorische kapitalistische System in Frage zu stellen und für ein Besseres zu kämpfen. Vielleicht müsste ja doch mal eine kritische Bilanz der vergangenen Arbeiterbewegung, inklusive ihrer Verirrungen in den Revisionismus, in einem größeren Umfang vorgenommen werden. Wie gesagt, wir sind doch lernfähig. Und dass das kapitalistische System nicht mehr vorwärts gehen kann, sondern nur noch in Richtung Abgrund, ist doch ebenfalls sehr vielen Menschen durchaus bewusst. Aber warum sollten sich arbeitende Menschen ebenfalls in den Abgrund einer durch die gesellschaftliche Entwicklung überflüssig gewordenen kapitalistischen Klasse mitreißen lassen?
Französische Menschen haben das Kämpfen für soziale Rechte nicht verlernt, das wiederum sollte auch bei uns Schule machen. Oder am besten gleich bei den arbeitenden Menschen der ganzen Welt, wenn sie es nicht sowieso schon praktizieren. Besser wäre natürlich noch, ein klares Ziel zu benennen und die notwendigen, organisatorischen Strukturen zu schaffen.
Also wird die Arbeit wohl nicht abreißen. Aber damit haben arbeitende Menschen ja auch sowieso kein Problem.
In diesem Sinne wünschen wir allen unseren fortschrittlichen Lesern, ein gesundes, aber auch möglichst arbeitsreiches neues Jahr.
DAS EINIGE-GEDANKEN-KOLLEKTIV 27.12.2019