Einige Gedanken .....
.....über den 17. Juni
Da
ist den Vertretern der Staatsmedien wohl was durchgerutscht in ihrer
Berichterstattung bezüglich der Ereignisse am 17. Juni 1953. So wurde im
Tagesspiegel vom 16. Juni 2013 doch tatsächlich von einigen Interviewten,
sinngemäß die Meinung vertreten, dass die heutigen Verhältnisse für abhängig
Beschäftigte, Aktionen von Arbeitern wie im Juni 1953 notwendig machen.
Hoffentlich haben die Verantwortlichen für dieses „übersehen“ nicht allzu
viel Ärger bekommen, für jeden Interessierten war das auf alle Fälle eine
sehr interessante Information.
Die
massive Propaganda zu den Ereignissen um den 17.Juni 1953 hat bereits lange vor
dem eigentlichen Jahrestag begonnen und zwar querbeet durch alle Staatsmedien.
Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es damit zusammen hängt,
dass die enormen Widersprüche, hervorgerufen durch die herrschenden
kapitalistischen Verhältnisse, immer deutlicher zu Tag treten und der davon am
stärksten betroffene Teil der Bevölkerung immer weiter anwächst. Die
Ausbeutung und Unterdrückung der arbeitenden Bevölkerung wird immer
offensichtlicher und Ihre reaktionäre Propaganda soll wohl dabei hilfreich
sein, gegen alles, was es in diesem Land an sozialistischen Ansätzen und Praxis
gegeben hat, prophylaktisch vorzugehen, damit die Unzufriedenheit der Menschen
erst gar nicht in Richtung Kampf für eine sozialistische Gesellschaft geht.
EIN
RÜCKBLICK AUF DIE EHEMALIGE DDR
Nach
der Niederschlagung des Nazi-Faschismus wurde unter schwierigsten Bedingungen
begonnen den Sozialismus zumindest in den Gebieten der sowjetisch besetzten Zone
zu entwickeln. Die sowieso schon schwierigen ökonomischen Bedingungen, wurden
durch Anfeindung und Sabotage der imperialistischen Staaten, welche die übrigen
Besatzungsmächte waren, zusätzlich erschwert und machten einen Fortschritt in
ökonomischer Hinsicht äußerst schwierig. Die Anstrengungen müssen enorm
gewesen sein, in einem stark zerstörten Land, mit einer Bevölkerung, die
zumindest teilweise der Nazi-Ideologie angehangen hat und in ihrer Mehrheit
nicht gegen Rassenwahn und kriegerische Überfälle aufgestanden ist, den
Sozialismus aufzubauen. Das unter diesen Bedingungen mit Sicherheit auch
gravierende Fehler durch Genossen gemacht worden sind, ist nachvollziehbar,
zumal auch so mancher Saboteur sein schädliches Handwerk betrieben haben wird.
Unter
solchen Ausgangsbedingungen ist es verständlich, dass Arbeiter sehr heftig
reagieren wenn ihre Arbeitsnormen einfach mal so erhöht werden und die Löhne
oftmals noch falsch zu ihren Ungunsten berechnet werden. Die Arbeiter der DDR
hatten jedes Recht sich dagegen zur Wehr zu setzen. Denn wenn eine kommunistisch
geprägte Regierung die Arbeitsnormen erhöht, auch wenn es dafür eventuell
eine Notwendigkeit gibt, so muss sie das selbstverständlich mit den Arbeitern
beraten und sich um die Zustimmung der Arbeiter bemühen. Dies ist im Vorfeld
des Juni 1953 nicht oder nicht ausreichend geschehen. Von daher gab es durchaus
eine Berechtigung für Demonstrationen und Streiks und es ist auch
nachvollziehbar, dass es an der einen oder anderen Stelle etwas härter zur
Sache ging.
Die
Besonderheit der damaligen Situation war aber, dass die westlichen
imperialistischen Besatzungsmächte jede Möglichkeit nutzten, um gegen die
damals noch sozialistische Sowjetunion, aber auch gegen die junge DDR zu
agieren. Etliche deutsche Reaktionäre bis hin zu offenen Faschisten unterstützten
sie in der Regel bei ihren Plänen. Von daher ist der Verdacht, ob die in dieser
Form falsche Normenerhöhung und die falschen Lohnabrechnungen zu Ungunsten der
Arbeiter, nicht direkte Sabotage waren, durchaus berechtigt.
EIN
VERGLEICH
Jeder,
der sich heute kritisch mit den Geschehnissen auf dieser Welt auseinandersetzt,
muss zwangsläufig erkennen, dass die Imperialisten und allen voran die USA mit
perfiden und raffinierten Methoden, Staaten destabilisieren und sie damit
oftmals sturmreif machen für militärische Angriffe. Das zeigt sich unter
anderem im Irak, Afghanistan oder aktuell auch in Syrien. Kriege werden wegen
der angeblichen Gefahr durch Islamisten angezettelt, obwohl man diese kurz
vorher noch hofiert hat. Sie schrecken auch nicht davor zurück, ganz locker mal
gefährliche Bedrohungen einfach zu erfinden. Innerstaatliche
Auseinandersetzungen in Syrien, wo ein Teil der Bevölkerung scheinbar ein
berechtigtes Problem mit der Staatsführung hat, rufen sofort die USA auf den
Plan und dann wird in Ihrem Auftrag von allen Seiten mit der Einmischung
begonnen. Auch die Islamisten sind dann plötzlich nicht mehr so schlimm, wenn
es darum geht Syrien zu destabilisieren. Da agieren dann interessanterweise auch
Zionisten und Islamisten gemeinsam gegen den syrischen Staat.
Vielleicht
sind wir jetzt ein wenig vom eigentlichen Thema abgewichen, aber es sollte der
Versuch sein, an Hand eines aktuellen Beispiels, die Wühltätigkeit der
Imperialisten deutlich zu machen. Und da hat sich zwischen 1953-2013 nichts geändert
und ähnliche Handlungen sind unzählbar in diesem Zeitraum, insbesondere die
USA sind bei fast jeder Schweinerei dabei.
Bei
kritischer Betrachtung muss man davon ausgehen, dass die berechtigten Anliegen
und die berechtigte Wut der Arbeiter
von 1953 ausgenutzt wurden. Die räumlichen und politischen Gegebenheiten
Berlins, aber auch durch die bereits beschriebenen Rahmenbedingungen ermöglichten
dies.
Aus
den offensichtlichen Fehlern, die
von den Genossen in der DDR gemacht worden sind, wurden keine wirklichen Lehren
gezogen, dass zeigt dann leider auch die weitere Entwicklung und schließlich
1989 der Untergang der DDR, der vorläufige
Schlussakt dieser Entwicklung. Von den sozialistischen Ansätzen und einer
Verbindung zu größeren Teilen der Bevölkerung war 1989 nicht mehr viel
vorhanden. Spätestens mit dem vollkommenen Unterwerfen unter die zum
Sozialimperialismus gewendete Sowjetunion, muss wohl der Prozess begonnen haben,
der schließlich dazu führte, dass zum Schluss quasi die ganze Bevölkerung
bespitzelt wurde. Erschreckend schnell wechselten, nach der sogenannten Wende,
viele DDR-Funktionäre in Funktionen des kapitalistischen Staates. Das ist schon
eine klare Aussage welche Qualität breite Teile des Staats- und Funktionärsapparats
in der DDR gehabt haben mussten.
Es
war schon etwas merkwürdig, wie nicht wenige dieser Funktionäre sehr schnell
erklärten, dass ihnen schon länger klar war, dass Sozialismus und erst recht
Kommunismus doch nicht zu realisieren wäre. Die gleichen Leute hatten kurz
vorher noch Menschen drangsaliert, die die Entwicklung der DDR kritisierten und
berechtigte Zweifel hatten, ob das der richtige Weg in Richtung Sozialismus /
Kommunismus sei.
Dass
diese Elemente gestürzt wurden, darum ist es nicht schade. Aber genau wie 1953
muss man auch für 1989 feststellen, ausgenutzt haben eine berechtigte Volks-
bzw. Arbeiterbewegung, Kräfte, die den offenen Kapitalismus durchsetzen
wollten, 1989 ist ihnen das dann auch gelungen.
Die
Errungenschaften, welche die DDR trotz
Sabotage und aller Unzulänglichkeiten aufzuweisen hatte, davon konnten die
Werktätigen in kapitalistischen Staaten teilweise nur träumen.
Was
in diesem Land, das weder auf eine gewachsene Schwerindustrie bauen konnte, wie
die BRD, das auch nicht wie die BRD, durch imperialistische Ausbeutung sich zusätzliche
Profite rauben konnte, für Familien und insbesondere für Kinder geleistet
wurde, ist beispielhaft. Die DDR war ja eher ein Staat, der von seinem
sogenannten großen Bruder ausgebeutet wurde, wie dieser im Grunde alle seine
„Bruderstaaten“ für sich ausnutzte. Trotzdem hatten die
Menschen in der DDR ihre
Arbeit und ihr Auskommen. Es bestand eine vorbildliche Infrastruktur für die
Versorgung und Bildung von Kindern und die Menschen konnten sich ihre Wohnungen
auch leisten.
Allerdings
war die DDR offensichtlich Ende der achtziger Jahre auch Pleite. Eine
fortschrittliche Entwicklung muss von der Staats- und Parteiführung gebremst
worden sein, oder die Sowjetunion hat eine fortschrittliche Entwicklung in der
DDR sozusagen verboten.
Wahrscheinlicher ist aber, dass eine solche Entwicklung in der Gesellschaft
verhindert werden sollte, sowohl von der DDR-Führung, aber auch in der
Sowjetunion gab es Kräfte die daran kein Interesse hatten, weil sie die Wirkung
hin zu einer sozialistischen Gesellschaft fürchteten. Denn schon vor 1989 wurde
von den Führungen der DDR, sowie der Sowjetunion der Sozialismus oder gar
Kommunismus gar nicht mehr angestrebt.
Selbstverständlich
wären auch die Menschen in der DDR in der Lage gewesen gleiche oder sogar noch
größere Erfolge in Wissenschaft, Technik und der Produktion zu erzielen, wie
dies in der BRD oder anderen kapitalistischen Staaten der Fall war. Beispielhaft
fällt uns da der Trabbi ein, schon Jahrzehnte vorher sind Fahrzeuge entwickelt
worden, die einen Standard hatten wie die Entwicklungen in kapitalistischen
Staaten, diese Fahrzeuge sind in der DDR nicht produziert worden. Da haben ganz
offensichtlich an verschiedenen Stellen rückschrittliche Kräfte massiv auf der
Bremse gestanden.
Die
DDR war zwar pleite aber viele Errungenschaften haben sich teilweise bis in
unsere heutige Zeit gerettet, trotz massiver Bemühungen der herrschenden Klasse
alles Positive zurückzubauen. In dem Zusammenhang wird sich wohl auch im
Nachhinein so manch ehemaliger DDR-Bürger die Augen reiben, welche „Großzügigkeiten“
tatsächlich der goldene Kapitalismus für ihn bereithält.
EINIGES
ÜBER HEUCHELEI
Im
Zusammenhang mit der Propagandawelle bezüglich der Ereignisse von 1953 schmeißen
sich ja die herrschenden Kreise dieses Landes mächtig in die Brust. Die Not der
Arbeiter und die Behandlung der Arbeiter in der ehemaligen DDR rührt sie
vorgeblich fast zu Tränen. Sie überschlagen sich in diversen Veranstaltungen
und Gedenksteineinweihungen fast vor Mitgefühl und ihre Medien begleiten diese
Farce mit einem regelrechten Trommelwirbel.
Diese
Heuchler, in unserem Land geraten immer mehr
Menschen in Existenznöte, weil sie entweder gar keine Arbeit mehr
kriegen oder zu wortwörtlichen Hungerlöhnen arbeiten müssen. In Südafrika
werden dutzende streikende Kollegen von der Polizei regelrecht massakriert, in
Bangladesch sterben über elfhundert Kollegen bei dem Zusammenbruch einer Fabrik
und ...und.....und....
Man
muss über die Dreistigkeit staunen mit der diese hier herrschende
Kapitalistenbande über solche Wahrheiten hinweggeht, sie fühlen sich scheinbar
sehr sicher.
Fühlt
euch nicht zu sicher, selbst wenn von einer Arbeiterbewegung oder einer starken
Linken in diesem Land im Moment nicht ernsthaft gesprochen werden kann, unsere
Klassenbrüder und Schwestern international sind ein starker Faktor, mit dem ihr
in Zukunft auf alle Fälle zu tun bekommt.
Aber
selbst bei uns ist offensichtlich nicht alles verschüttet, wie sagt ein vom
Tagesspiegel interviewter Bauarbeiter so richtig: „17. Juni? Arbeiteraufstand?
So was bräuchten wir wohl auch.“
K.
Lehmann / Thea Rothe
19.06.2013