Einige Gedanken .....
.....ÜBER KAPITALISTISCHE NORMALITÄT
Die Wohnungsfrage und die Frage
von bezahlbaren Wohnungsmieten hat in den letzten Jahrzehnten schon sehr häufig
zu heftigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen geführt. Bis 1989 im
Westteil dieser Stadt, mit Untergang der DDR zunehmend auch in diesem Teil der
Stadt. Nachdem in der Phase der
Regierung des sogenannten rot-roten Senates die Wohnungssituation insbesondere für
die breite nicht so betuchte Mehrheit der Bevölkerung massiv verschärft wurde,
haben wir heute die Situation das Zwangsräumungen immer mehr zur Tagesordnung
gehören.
Die Umwandelungen von
Sozialwohnungen, das vernachlässigen von Wohnungsneubau und diverse anderer Maßnahmen
und Versäumnisse gerade dieses oben genannten Senats haben zu einer unerträglichen
Mietsituation für sehr viele Haushalte geführt.
Das es zu immer mehr Zwangsräumungen
in diesem Zusammenhang kommt ist nur die logische Konsequenz und dies obwohl bis
vor nicht all zu langer Zeit die angeblich entspannte Lage am Wohnungsmarkt von
dieser Landesregierung immer wieder behauptet wurde.
Nachdem es nun andauernd zu
Zwangsräumungen kommt von denen man eher nichts erfährt, hat es am 14.2.2013
eine sehr spektakuläre Räumung in der Lausitzer Straße in Kreuzberg gegeben.
In diesem Raum sind schon länger Menschen damit befasst, die Vereinzelung von
Mietern bei Zwangsräumungen zu durchbrechen und eine solidarische Unterstützung
zu organisieren. So wurde die Räumung dieses Tages schon vorher öffentlich
bekannt gemacht und zu solidarischer Unterstützung aufgerufen. Dieses Vorgehen
hatte in der Vergangenheit teilweise Erfolge gezeigt, doch wie es in einem
kapitalistischen Staat nun einmal ist, dem Eigentum muss zu seinem „Recht“
verholfen werden. Das die Grundlage für das Eigentum an Wohnhäusern oder auch
Industriebetrieben die gesellschaftliche Anstrengung der arbeitenden Menschen
eines Landes ist und ihnen praktisch ihr
Eigentum geklaut wird , diese schlichte Wahrheit wird dann gern mittels des
Polizeiknüppels zur Seite geprügelt.
Wie so oft im Kapitalismus so
auch dieses mal, mehrere hundert Polizisten, ergänzt durch technische Einheiten
sowie einem Hubschrauber der sehr lange über dem Geschehen kreiste, gehen
teilweise brutal und
menschenverachtend gegen die Menschen vor welche gegen die Zwangsräumung
protestieren.
Um so der Gerichtsvollzieherin
den Weg in die Wohnung zu bahnen wird ein regelrechtes Bürgerkriegsszenario in
Gang gesetzt, eine fast schon militärisch wirkende Vorgehensweise der
eingesetzten Polizeibeamten gepaart mit heftigen Übergriffen mittels Faustschlägen
mit Spezialhandschuhen und Pfefferspray. Das einsickern lassen von diversen
regelrecht getarnten Polizeibeamten in die Protestansammlung und schließlich
das brutale herausreißen einzelner aus einer sich anschließenden spontanen
Demonstration.
Solche Art von Vorgehen soll
scheinbar der Alltag im kapitalistischen Staat werden, dessen vorgeblich soziale
Fassade ja immer mehr bröckelt. Dieses polizeiliche Vorgehen bei dieser aber
auch schon bei anderen Gelegenheiten, soll die
Polizeikräfte für den Fall trainieren wenn immer mehr Menschen in diesem Land
bewußt wird das ihre
existenziellen Probleme nur im
Klassenkampf für eine andere Gesellschaftsordnung zu lösen sind, nämlich
einer Gesellschaftsordnung die der überwiegenden Mehrheit der Menschen
verpflichtet ist. Verschiedentlich
finden solche Übergriffe auch schon auf streikende oder für ihre Rechte kämpfende
Kollegen statt, dieser Staat rüstet sich aber offenbar für ganz andere
Dimensionen der Auseinandersetzung.
Die protestierenden vor Ort
haben mit bewundernswürdigem Mut agiert und auch die Übergriffe ertragen und
sich nicht vertreiben lassen.
Man muss aber festhalten, dass
jene Menschen die man gemeinhin als „Normalbevölkerung“ bezeichnet, bei
diesem Protest eher nicht bzw. sehr wenig vertreten waren, weder der deutschstämmige
noch der türkischstämmige Teil.
Das wirft natürlich Fragen
auf, denn die Beteiligung größerer Gruppen der Bevölkerung kann nicht ersetzt
werden durch solche spektakulären Aktionen wie sie im Vorfeld der Räumung
stattgefunden haben. Es herrscht zumindest in Teilen der Bevölkerung eine schon
recht erhebliche Unzufriedenheit und Wut, trotzdem gelingt es der linken und
fortschrittlichen Bewegung bisher eher nicht diese Menschen zu gewinnen.
Sieht man sich z.B. die
Problematik der Wohnungs- und Mietensituation an, so werden auch schnell
Widersprüche deutlich, zwischen dem was Menschen erdulden sollen und dem was in
der linken Bewegung propagiert wird.
Die Situation für Mieter
verschärft sich doch zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil aus den immens
gestiegenen Energiekosten, so haben sich z.B. die Stromkosten in den Jahren 2000
bis 2012 fast verdoppelt (3-Personen-Haushalt/Stromverbrauch 3500 kwh). Und das
sind nur die direkten Kosten, dazu kommen noch die indirekten. Das sogenannte
energetische sanieren von Wohnhäusern bringt bei fragwürdigem Nutzen für
Mieter, auf alle Fälle eine enorme Erhöhung der Miete, die sich nicht wenige
dann gar nicht mehr leisten können. Auf das massive Dämmen von Wohnungen das
verstärkt zu Schimmelbildung und zusätzlichen Gefahren bei Hausbränden führt,
soll hier gar nicht weiter eingegangen werden.
Müsste eine fortschrittliche
Linke, die sich das Wohl der abhängig arbeitenden Menschen auf die Fahnen
geschrieben hat, nicht vehement gegen dieses Projekt der sogenannten Elite
dieses Landes auf die Barrikaden gehen. Müsste eine fortschrittliche Linke
nicht Sturm laufen gegen die Pläne der Öko-Fraktion der hiesigen Kapitalisten,
die dazu führen, das normale Mieter mit Einkommen aus abhängiger Arbeit
regelrecht an die Wand geknallt werden. Gebraucht wird preiswerte Energie im Überfluss,
stattdessen wird die Bevölkerung hier gezwungen ständig wertvolle Zeit damit
zu vergeuden um irgendwie die
Energiekosten in den Griff zu kriegen. Und sollte die sogenannte Energiewende
tatsächlich durchgezogen werden, wird sich das für große Teile der Bevölkerung
noch verheerender auswirken, im Wohnungs- und Mietenbereich aber auch auf den
Zustand unseres Landes.
Ein Teil der linken Bewegung
geriert sich hier als Vorkämpfer für diesen Irrsinn, was soll der große Teil
der Bevölkerung, der massiv unter
diesen Verhältnissen leidet, davon halten, so erscheint es nicht verwunderlich,
dass viele Menschen trotz Faust in der Tasche auf Aufrufe bei unterschiedlichen
Anlässen eher abwartend reagieren.
Wir müssen wirklich aufpassen,
dass Faschisten hier nicht wieder zum Zuge kommen, nur weil wir die berechtigten
Sorgen der Bevölkerung in der Frage der Energiekosten, der Mietkosten, aber
auch in vielen anderen Fragen nicht Ernst nehmen und sich die Menschen, die wir
eigentlich erreichen wollen von uns abwenden. Nicht weil sie Faschisten werden würden,
sondern weil sie mit den Zielen, die hier teilweise propagiert werden,
nichts anfangen können, weil sie sich gegen sie selbst richten, weil es
einfach rückwärtsgewandt ist.
Zum Schluss noch eine Bemerkung
zu einer skurrilen Vorführung im Zusammenhang mit dem Protest anlässlich der Räumung.
Diverse Funktionäre der Partei die „Linke“ waren vor Ort um scheinbar die
Unterstützung für den Protest gegen die Räumung darzustellen, auch in ihren
Veröffentlichungen stellen sie sich als Unterstützer dar. Nun gibt es sicher
den einen oder anderen Funktionär innerhalb dieser Partei, der es ehrlich
meint, von der Gesamtheit der Spitze dieser Berliner Partei kann man dies mit
Sicherheit nicht behaupten.
Sie tragen einen erheblichen
Anteil Verantwortung für die Wohnungs- und Mietensituation in dieser Stadt und
es ist nicht bekannt, dass sie ihr schweinisches Verhalten gegenüber der
Berliner Bevölkerung jemals selbstkritisch dargelegt haben. Das legt den
Verdacht nahe, das es einigen Herrschaften nur darum geht wieder an die Fleischtöpfe
der Macht zu gelangen, diese vorgebliche Unterstützung sollte hinterfragt
werden.
K. Lehmann
15.2.2013