Einige Gedanken .....
.....über die Gewalt, welche in Hamburg am 21.12.2013 stattfand
Ob
von dieser Demonstration, welche sich am 21.12.2013 im Schanzenviertel von
Hamburg formierte, Gewalt ausgegangen wäre, kann niemand sagen. Diese
Demonstration konnte sich nur wenige Meter bewegen um dann auf die Gewalt des
Polizeiapparates von Hamburg und ihm zugeteilter Einheiten aus anderen Bundesländern
zu treffen. Diese Demonstration nahm daraufhin dasselbe Recht für sich in
Anspruch, welches Menschen für sich in Istanbul, Kiew oder Moskau in Anspruch
nehmen. Sie nahmen ihr Recht in Anspruch, ihre Anliegen über die man sicher
streiten kann, welche aber weder faschistisch noch irgendwie reaktionär sind,
auf die Straße zu tragen.
Wären
sie Faschisten gewesen, hätten sie mit Sicherheit weniger Probleme mit dem
Polizeiapparat gehabt ihre Demonstration durchzuführen. Bei Nazis ist dieser
Staat, vertreten durch bürgerliche Politiker
samt ihrem Justiz- und Polizeiapparat, deutlich sensibler, wenn es um das
angeblich bestehende demokratische Recht auf Demonstration in diesem Staat geht.
Diese
Demonstration hat sich gegen Übergriffe dieses Staates und dessen
Polizeiapparat nur zur Wehr gesetzt. Und, wie es anhand der Berichterstattung
aussieht, doch ein erhebliches stückweit erfolgreich. Solche Bilder, auf denen
erkennbar total gepanzerte und mit diversen Waffen ausgerüstete
Spezialeinheiten trotz Unterstützung durch mehrere Wasserwerfer immer wieder
zurückgeschlagen werden und dies über längere Zeiträume, waren doch eine
ganze Menge zu sehen. Auch die Gesichter der zurückgeschlagenen Angreifer aus
dem Polizeiapparat sprechen teilweise eine deutliche Sprache, solch einen
Widerstand hatten sie offensichtlich schon lange nicht mehr erlebt.
Das
Verhalten des Polizeiapparates und seiner politischen Führung war
offensichtlich auf Provokation und Einschüchterung von Menschen, welche ihre
vorgeblichen demokratischen Rechte wahrnehmen wollten, ausgerichtet. Dies wurde
für jeden Menschen schon deutlich durch die Maßnahmen, welche vom
Polizeiapparat schon im Vorfeld angekündigt und dann auch durchgeführt wurden.
Verkünden von Sonderzonen im Stadtgebiet, jeder kann willkürlich kontrolliert
oder auch willkürlich festgenommen werden. Ist das nur
Der
Polizeiapparat dieses Landes muss sich aber nicht verstecken, wenn es darum geht
wie intensiv mit brutaler Gewalt
gegen berechtigten Unmut der Bevölkerung vorgegangen wird. Die Beispiele sind
unzählbar seit dem Ende des 2. Weltkrieges, dies können wir zumindest für den
Westteil dieses Landes festhalten und ab 1990 auch für das Gebiet der
ehemaligen DDR. Demonstrationen angegriffen, Demonstrationen eingekesselt,
Menschen willkürlich zusammengeschlagen oder festgenommen oder beides. Hier mal
einem Menschen das Auge mit dem Wasserwerfer ausgeschossen, wie in Stuttgart,
dort mal einen Menschen mit dem Wasserwerfer überrollt und getötet wie in
Frankfurt, ersatzweise ein Mensch vor einen Bus oder Pkw getrieben und getötet
wie in Berlin und Göttingen. Wo soll man anfangen, wo soll man aufhören,
vielen Menschen in diesem Land ist doch klar, dass sie von diesem Apparat in der
Regel Hilfe bei kriminellen und faschistischen Übergriffen nicht erwarten dürfen.
Stattdessen sehr vorsichtig durchs Leben gehen müssen um nicht in den
Aktionsbereich eines durchgeknallten Polizeiapparates zu geraten. Von den
Geschehnissen in Hamburg wird von einer unbeteiligten Augenzeugin berichtet, wie
eine etwa 30-köpfige Polizeieinheit eine Gruppe von 5-6 Personen (Demonstranten
oder auch nicht) angreift, niederschlägt und selbst, als diese wehrlos am Boden
liegen, noch auf ihnen rumspringt. Eine Person dieser Gruppe regte sich zum
Schluss nicht mehr und die Möglichkeit, dass diese wiederbelebt werden musste,
ist nicht auszuschließen.
Sicher
kommt es auch häufig zu Anzeigen gegen prügelnde Polizeibeamte oder wegen der
Einkesselung von hunderten von Demonstranten bzw. oft genug auch Unbeteiligten,
die irgendwie dazwischen geraten sind. Doch in den seltensten Fällen werden
entsprechende polizeiliche Täter dafür auch zur Rechenschaft gezogen.
Selbst
jene Schläger aus dem Polizeiapparat, welche von eigenen Kollegen angezeigt
werden, weil sie entweder selbst drangsaliert wurden oder, vielleicht gibt es ja
so etwas tatsächlich noch, weil sie tatsächlich ein moralisches Problem mit
ihren Rambo-Kollegen haben, gehen in der Regel straffrei aus.
Hamburg
ist wie andere großstädtische Ballungsgebiete in Hinsicht polizeilicher Übergriffe
ein herausragendes Örtchen. Da braucht es keinen reaktionären Richter wie
Schill und seine Partei. Polizeistaat inszenieren konnte und kann die
Sozialdemokratie dieser Stadt und ihr Apparat schon lange selbst sehr gut.
Besser wie offene rechte bürgerliche Kräfte schon deshalb, weil sie solche
Angelegenheiten in der Regel raffinierter angeht. Trotz aller Raffinesse ergibt
sich am Schluss aber dann doch immer wieder das Bild des kapitalistischen
Polizeistaats, der allerdings auch immer schon mit ganz anderen
gesellschaftlichen Entwicklungen schwanger geht.
In
den achtziger Jahren, als die heftigen Auseinandersetzungen um die besetzten Häuser
in der Hafenstrasse tobten, zeigte die politische Führung und der
Polizeiapparat Hamburgs, welchen Charakter entgegen der Heuchelei tatsächlich
ihre Handlungen haben.
Die
Übergriffe und Rechtsverletzungen, eben auch ihrer eigenen Gesetze, waren unzählbar.
Übergriffe gegen die Hausbesetzer, Übergriffe gegen Demonstrationen, Übergriffe
gegen ausländische Menschen waren fast schon an der Tagesordnung.
Man
fühlt sich irgendwie in einen dieser Kracherfilme versetzt, wo mit solchen Vorgängen
gespielt wird. Dass solch mafiöse Vorgehensweisen in der Realität stattfinden,
kann man fast nicht glauben.
Gut,
dass der damalige Innensenator Hamburgs, Hackmann, alle naiven Zweifel beheben
konnte. Dieser trat nämlich im September 1994 von seinem Amt zurück. Dies tat
er mit dem ausdrücklichen Hinweis
auf genau diese ganzen Übergriffe von Teilen des Polizeiapparats und der
Verschleierung derselben.
Er
erklärte sich außerstande diesen Polizeiapparat noch kontrollieren zu können
und gab sein Amt auf. Soviel zu Teilen der Historie des Hamburger
Polizeiapparates, wie man unschwer erkennen kann, hat er seine Wurzeln nicht
gekappt.
Man
weiß ja spätestens seit der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg
wozu Sozialdemokraten fähig sind. Trotzdem ist es ja seit langem gang und gäbe,
dass sich sozialdemokratische JUSOS und Falken in der Linken dieses Landes
tummeln dürfen, trotz teilweise äußerst reaktionärer Standpunkte auch in
diesen Kreisen. Nun wird da ja auch nicht jeder gleich sein, aber die Vorgänge
in Hamburg sollten vielleicht ein guter Anlass sein, da mal die Spreu vom Weizen
zu trennen. Die Frage wie stehst du zum Vorgehen der Sozialdemokratie in Hamburg
und was tust du dagegen, sollte man vielleicht auf alle Fälle mal stellen.
Die
Demonstranten von Hamburg haben sehr mutig und aufopferungsvoll den Angriffen
der Polizei standgehalten. Um aber für weitere gesellschaftliche Kämpfe
gewappnet zu sein, muss doch die Verbindung zu den unteren Schichten der Bevölkerung
verstärkt werden, der Klassenkampf in diesem Land muss doch vorangetrieben
werden.
Wir
haben den Eindruck, dass die Linke dieses Landes die Positionen und Bedürfnisse
insbesondere der arbeitenden Menschen zu
wenig beachtet.
Alles
auf den Prüfstand, was wird vertreten, was den Kapitalisten und ihrem
Staatsapparat evtl. nutzt, wo betreibt man evtl. deren Geschäft.
Näher
ran an streikende Kollegen, näher ran an von Zwangsräumung bedrohten Menschen.
Wir wissen viele Genossen tun das schon, aber auch diese werden zugeben müssen,
dass wir im Moment keine wirkliche gesellschaftliche Kraft
sind.
Gerade
Hamburg hat doch aber eine Tradition, die mit Sicherheit noch in der Bevölkerung
verankert ist, wir meinen den legendären Hamburger Aufstand in den 20ziger
Jahren. Aber auch die Haltung beträchtlicher Teile der Bevölkerung anlässlich
der Auseinandersetzung um die Hafenstrasse zeugte doch vom aufmüpfigen
Charakter, mindestens von Teilen der Hamburger Bevölkerung. Diese Unterstützung
hatte doch beträchtlichen Anteil an dem Erfolg der Bewohner dieser Häuser.
Der
Unmut über die gesellschaftlichen Verhältnisse wächst, an verschiedenen
Punkten kann man inzwischen bei sehr vielen Menschen Unzufriedenheit bis hin zu
Wut erkennen, daran sollten wir unbedingt anknüpfen.
Die
scheinbare Stabilität der Lage in diesem Land, wirtschaftlich und politisch,
wird mit Sicherheit in nicht all zu ferner Zukunft platzen wie eine Seifenblase.
Es wäre gut wenn die Linke dieses Landes und die arbeitende Bevölkerung besser
darauf vorbereitet wären, Griechenland ist ein warnendes Beispiel.
Wir
sollten sehen, dass wir hier Strukturen schaffen, welche verhindern, dass die
hier herrschende Klasse ebenso mit uns Schlitten fährt, wie dies in
Griechenland und anderen Ländern stattfindet.
Wie
wurde früher verschiedentlich auf Demonstrationen gerufen „einen Finger kann
man brechen, fünf Finger sind eine Faust“, viel Wahrheit in so einem kurzen
Satz und dies gilt natürlich auch über nationale Grenzen hinweg, in diesem
Sinne.
K.
Lehmann
26.12.2013